Daniel Aenishänslin
Dass man mit einem 50-Prozent-Pensum eine Erfolgsgeschichte schreiben kann, zeigt Dieter Kisslings Institut für Arbeitsmedizin. 1995 lagerte die ABB die Arbeitsmedizin aus. Kissling, damals Betriebsarzt bei Roche, packte die Chance. Auf dem ABB-Gelände in Baden übernahm er diesen ärztlichen Dienst und führte daneben mit einem 50-Prozent-Pensum eine Praxis als Allgemeinmediziner. Heute beschäftigt er 127 Angestellte und macht einen Umsatz von 15 Millionen Franken.
Kissling scheint eine Nase dafür zu haben, was gefragt ist. Sehr früh, bereits 1997, stieg er in die Gesundheitsförderung ein. «Früher drehte sie sich vor allem um Ergonomie, um Arbeitshaltung», erzählt Kissling, «heute geht es um die Psyche der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter – in diesem Bereich haben wir uns etabliert.» Vielfach gehe es darum, Führungskräften aufzuzeigen, wie sie führen könnten, ohne dass Mitarbeitende an Stress erkrankten. Es gelte, eine entsprechende Organisationkultur zu gestalten und damit das Sozialklima im Unternehmen zu fördern. «Das gelingt nur dann, wenn der führende Kopf mitspielt», sagt Kissling.
«Wenn der Chef kein menschenorientiertes Weltbild hat, macht es keinen Sinn, etwas in diese Richtung zu unternehmen.»
Heute betreut das ifa Institut für Arbeitsmedizin viele Schweizer Firmen. Es verfügt neben einer Praxis, die nach Terminabsprache besucht werden kann, über eine Walk-in-Praxis und eine Apotheke. Die Gesundheitsförderung steht hoch im Kurs. An elf Firmenstandorten betreibt das Institut Gesundheitszentren. Erkrankte oder verunfallte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter erhalten eine Erstversorgung. Das gesamte ausführende Personal verfügt über Erfahrungen auf einer Intensiv- oder Notfallstation. Kissling beschäftigt Kardiologen, Gynäkologinnen, Kinderärzte, Neurologinnen, Psychiater, Internistinnen, Allgemeinmediziner, Physiotherapeutinnen und mehr. Sechs angehenden Medizinischen Praxisassistentinnen bietet er einen Ausbildungsplatz, Assistenzärzte für Arbeitsmedizin finden in Baden eine Weiterbildungsstätte.
Die grösste Herausforderung für die Zukunft erkennt Dieter Kissling im oft zitierten Fachkräftemangel. «Es wird nicht einfach werden, sowohl fachlich als auch und menschlich gute Arbeitskräfte zu finden, die in der Lage sind, uns zu helfen, die Bedürfnisse des Marktes in einer guten Qualität zu befriedigen», so Kissling. Die Probleme seien hausgemacht. Gründen würden sie auf einer falschen Gesundheitspolitik sowie auf schlechter Planung. Dabei seien Jobs in der Medizin und ihrem Umfeld erfüllend. «Wir tragen eine grosse Verantwortung, aber genauso gross ist die Sinnhaftigkeit unseres Tuns», argumentiert Kissling. «Sinnhaftigkeit im Job ist etwas absolut Zentrales, das von Arbeitnehmerinnen und -nehmern heute gesucht wird.»
Als eines seiner Ziele gibt Dieter Kissling an, er wolle Arbeitsplätze schaffen. «Ist das nicht die ureigenste Aufgabe eines Unternehmers?», fragt er rhetorisch. Natürlich müsse er Gewinne erzielen. Auf eine andere Weise seien die nötigen Investitionen in neue Geräte nicht möglich. Auf eine Maximierung des Gewinns sei er jedoch nicht aus. «Ein obszöner Gewinn, wie es eine an den Interessen der Shareholder orientierte Firma braucht, ist für uns kein Thema. Wir sind weder börsenkotiert noch sind wir einem Investor verpflichtet», sagt Dieter Kissling.
Das Institut für Arbeitsmedizin ist stets auf der Suche nach neuen Betätigungsfeldern. Etwa das der Telemedizin. Seit vier Jahren betreut das Institut die Gefängnisse des Kantons Aargau. Der Arzt sitzt in Baden. Im Gefängnis befindet sich ein Pfleger als verlängerter Arm des Mediziners. «Funktioniert bestens», sagt Dieter Kissling.
Welche Bedeutung hat die Teilnahme am Prix SVC Nordschweiz für Ihre Firma und Sie persönlich?
Es ist eine Ehre, ausgerechnet als Mediziner auch Ansehen als Unternehmer zu geniessen. Die Nomination ehrt uns darüber hinaus, weil sie aufgezeigt, dass wir Qualität bieten und als Unternehmen funktionieren.
Was macht Ihr Unternehmen anders als andere? Wie lauten Ihre Erfolgsrezepte?
Man muss die Menschen mögen, muss mit ihnen respektvoll umgehen. Alle unsere Patientinnen und Patienten werden gleichbehandelt, ob Millionär oder Gefängnisinsasse. Gleichzeitig muss man seine Mitarbeitenden wirklich fördern und weiterentwickeln, sowohl fachlich als auch menschlich. Natürlich erwarte ich von mir und allen Angestellten Professionalität. Das sind einige unserer Werte, und natürlich haben wir immer auch die Nase im Wind, um zu merken, was der Markt braucht.
Wie ist Ihre Firma in der Öffentlichkeit präsent? Werbung, Social Media, Public Relations oder anderes?
Präsent sind wir auf Linkedin und mit unserer Homepage. In diesem Bereich sind wir eher schmalbrüstig unterwegs. Man kennt uns aber, weil wir in den Medien oft als Wissensvermittler auftreten. Auch unsere innovativen Konzepte erlangen Medienaufmerksamkeit.
Von welchen Prinzipien lassen Sie sich als Vorgesetzter leiten?
Wir folgen unseren Werten und wollen ein guter Dienstleister sein. Pünktlichkeit ist uns ein Anliegen. Ein riesiges Problem in vielen Arztpraxen. Dass Patienten warten müssen, will ich nicht. Wir bieten 30-Minuten-Termine. Das ist extrem viel Zeit. Normalerweise wird für einen Arzttermin mit zehn bis 15 Minuten gerechnet. Sollte der Patient nach einer halben Stunde noch ein weiteres Problem ansprechen, wird er von uns freundlich darauf hingewiesen, dass er gerne einen weiteren Termin verabreden kann. Denn der nächste wartet bereits. Natürlich gilt das nicht für Herzinfarkte und ähnliche Notfälle.
Wie beurteilen Sie die Zukunftsaussichten Ihrer Firma?
Ich bin extrem optimistisch. Im Vergleich zu vergangenem Jahr konnten wir den Umsatz um 18 Prozent steigern. Das ist wirklich gut. Die grosse Anzahl langjähriger Kunden, spricht dafür, dass wir eine gute Qualität abliefern. Wir haben uns sicher einen guten Namen machen können, gelten als Experten in unseren Fachgebieten. All das macht mich zuversichtlich.
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