Im Trend: Roseweine und Weine ohne oder mit wenig Alkohol.
Im Trend: Roseweine und Weine ohne oder mit wenig Alkohol. (Marvin Zilm/13Photo)
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Die Weinwelt im Umbruch

Wir leben in einer Zeit grosser Umwälzungen, Unruhen und Krisen, aber auch bahnbrechender Innovationen, die neue Sphären eröffnen. Das hat auch Folgen für die Weinwelt, die sich so vielfältig wie noch präsentieren.

Chandra Kurt

Das laufend Jahr ist geprägt von Inflation, von der durch den Ukraine-Krieg verursachten Energiekrise und Störungen der globalen Lieferketten. Vor diesem Hintergrund kam es in vielen Märkten zu erheblichen Preissteigerungen bei Wein, die zu einem leichten Rückgang der weltweit konsumierten Mengen führten. Im kommenden Jahr wird die Weinwelt noch mehr auf den Klimawandel und neu auf den Generationswechsel reagieren. Obwohl die Babyboomer immer noch das obere Ende des Marktes dominieren, haben die aktuellen Mainstream-Weintrinker eine andere Sensibilität als ihre Eltern.

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Die anrückende Generation Z zeichnet sich jetzt schon als wahre Herausforderung aus, zumal sie voller Widersprüche steckt und unberechenbar wirkt, indem sie einerseits Nachhaltigkeit und ethische Philosophien predigen, aber diese selber nicht zwingend lebt. Angesagten Brands bleibt die jungen Leute nur so lange treu, wie sie ihren Werten entsprechen oder bis sie etwas Besseres gefunden haben. Das ist aber erst der erste Teil der Situation, die künftige Weintrends beeinflussen wird, zumal die Pandemie die Transformation der Welt des 20. Jahrhunderts in eine Quantenwelt vorangetrieben hat, in der Veränderungen schneller und unvorhersehbarer sind und auch zufälliger sein können.

Starke Nachfrage nach Schaumweinen

Glücklicherweise ist eine Ordnung in der Weinwelt unverändert geblieben und zwar die, dass einmal im Jahr geerntet wird und dass je nach Wein-region oder Weinproduzent ein anderer Weintypus daraus vinifiziert wird. 2022 wurden weltweit 258 Millionen Hektoliter Wein hergestellt – ein Prozent weniger als im Jahr zuvor. Konsumiert wurden 232 Millionen Hektoliter – ebenfalls ein Prozent weniger als im Vorjahr, wobei umsatzmässig mit 38 Milliarden Euro, plus neun Prozent, ein neuer Rekord aufgestellt worden ist.

Ein zentraler Auslöser dieses bemerkenswerten Wertzuwachs ist die starke Marktnachfrage nach Schaumweinen, insbesondere nach Champagner. Schaumweine profitiert von der Post-Covid-Euphorie und der zunehmenden Durchdringung des riesigen Marktes in den USA und auch Japan, was dazu geführt hat, dass im letzten Jahr mehr verkauft als produziert wurde, und die Preise nach oben explodiert sind – mit nur schwach sinkender Nachfrage. Der Moment will gefeiert werden (es könnte ja bald der letzte sein) und dazu gehören Bollicine. Sie sind absolut begehrt. Sehr interessante Entwicklungen sind dabei auch aus unseren Nachbarländern zu entdecken – aus Italien etwa Prosecco, Franciacorta und Trento DOC, um nur einige zu nennen. Oder dann von unseren deutschsprachigen Nachbarn die jungen Gütesiegel Sekt Austria und Sekt Deutschland.

Von Deutschland kommt ein weiterer Trend: die Riesling-Weine. Da für junge Weingeniesser expressive Aromatik und auch Süsse nicht zu knapp sein kann, ist der Riesling mit seiner bunt-parfümierten Aromatik sozusagen der prädestinierte Weisswein. Das entziffern der Angaben auf den Etiketten ist nicht immer ganz einfach – aber dank dem Smartphone keine Hexerei.

Ein weiterer grosse Trend ist die Nachhaltigkeit und alles, was bio-logisch oder zumindest im Sinne der Natur vinifiziert wird. Und zwar auch bei den grossen Detailhändlern. Coop feiert heuer das Dreissig-Jahr-Jubiläum seines Naturaplan-Gütesiegels (das auch auf immer mehr Weinen zu sehen ist), und bei Denner nimmt die Anzahl nachhaltig produzierter Weine mit dem Label IP-Suisse (Marien-käfer) mit jedem Jahrgang zu. Nicht mehr wegzudenken ist auch die Welt der Naturweine, deren Namen zwar eher Indi- oder Chaosweine lauten sollte. Aber allein mit ihren ständig wechselnden und auffallend kreativen Etiketten und dem höchst widersprüchlichen Aromaprofil passen sie ins Bild der Zeit.

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In diese Kategorie gehören auch die autochthonen Rebsorten und die neuen Hybriden (Piwi), zumal sie mit den durch die globale Erwärmung bedingten extremen Wachstums-bedingungen besser zurechtkommen, wie übrigens auch sehr alte Reb-stöcke, die man überall auf der Welt findet. Keine geringere als Jancis Robinson, die Grand Dame du Vin, hat erst vor kurzem das «Old Vine Registry» gegründet und meint: «In erster Linie ist die Rettung alter Reben kein romantisches Unterfangen, sondern die Lösung einer weltweiten Krise. Alte Reben tragen die Geheimnisse des Überlebens in sich und haben sich über Jahrzehnte und sogar Jahrhunderte an Stress angepasst. Sie sind oft widerstandsfähiger in Zeiten von Dürre und Hitzewellen, sie haben gelernt, mit Schädlingen und Krankheiten zu leben oder eine Immunität gegen sie zu entwickeln, und sie haben extreme Wetterereignisse überlebt.»

Immer beliebter sind Reisenin Weinbaugebiete

Weitere gesellschaftliche Themen sind die boomenden Roséweine, die sich besonders auf Instagram-Bildern gut machen, sowie die sogenannten NoLo-Weine mit «no and low» Alcohol, also Weine mit keinem oder tiefem Alkoholgehalt. Dazu kommt die zunehmende Lust am Reisen. Allen Umweltdiskussionen zum Trotz wird zurzeit fast schon übertrieben gereist – auch in Weingebiete. Ganz nach dem Motto «Urlaub im Glas» boomen Inselregionen wie Sardinien, die Kanarischen Inseln oder Mallorca, ganz zu schweigen von Griechenland mit seiner vielfältigen Weinkultur. Oder neue, östlichere Weinbau-Regionen wie Ungarn, Armenien, Slowenien und Georgien sowie Süd-England mit seiner noch jungen Schaumweinkultur.

Aber auch in der Schweiz nehmen die Besuche bei den Winzern und in Weinbaugebieten zu. Weinkellereien und Weinregionen organisieren vermehrt spezielle Events, um die önologischen Köstlichkeiten lokal zu entdecken. Und eine Weisheit im Wein besagt, dass er meist am Ort seiner Herkunft besonders gut schmeckt. Auch wenn unser Weinland ein kleines ist, so ist die Vielfalt an Trauben, Weintypen und Landschaftsbildern, die von Seen, von Bergen und Tälern geprägt sind, doch einmalig. Und da eine solche Vielfalt in der Nachhaltigkeit erst noch gross geschrieben wird, entspricht sie im Grunde ganz dem Zeitgeist.

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